Pädaudiologie
Das Fachgebiet Pädaudiologie umfasst Hörstörungen, Sprach- und Sprechstörungen sowie Störungen der Hörverarbeitung und –wahrnehmung bei Kindern.
Hörstörungen
Ein gutes Gehör ist die Grundlage dafür, dass ein Kind Lautsprache lernen kann. Wenn Eltern oder andere Bezugspersonen den Verdacht auf eine Hörstörung haben, sollte unbedingt eine ausführliche Hörtestung erfolgen.
Es können verschiedene Ursachen für Hörstörungen vorliegen:
• Paukenergüsse (oft bei vergrößerten Rachenmandeln/ Polypen)
• Vererbbare Hörstörungen
• Fehlende Anlage eines Gehörgangs
• Mittelohrfehlbildungen
• Erkrankungen der Mutter vor allem im ersten Schwangerschaftsdrittel
• Extreme Frühgeburtlichkeit
• Erkrankungen des Kindes
• Nebenwirkungen von Medikamenten
Untersuchung des Hörens
• Neugeborenen–Hörscreening (Hörtest ab dem 3. Lebenstag)
• Kontrolle eines auffälligen Neugeborenen-Hörscreenings ( hier Follow-up Stelle der Stufe 2)
• Hirnstammaudiometrie (BERA) zur Hörschwellenmessung im Schlaf oder in Narkose
• Messung der transitorisch evozierten otoakustischen Emissionen (TEOAE) oder der Distorsionsprodukte der otoakustischen Emissionen (DPOAE)
• Überprüfung der Trommelfellbeweglichkeit (Tympanometrie)
• Hörtest mit Tönen oder Sprache oder Kinderliedern bei Säuglingen, Kleinkindern und größeren Kindern (im Freifeld oder über Kopfhörer)
Therapeutische Möglichkeiten
• Entfernung der Rachenmandeln mit Trommelfellschnitt (ggf. Paukenröhrcheneinlage)
• Versorgung mit einem (Luftleitungs-)Hörgerät
• Versorgung mit einem Knochenleitungshörgerät
• Mittelohroperation
• Operatives Einsetzen eines aktiven Mittelohr-Implantats
• Operatives Einsetzen eines Innenohr-Implantats (Cochlea Implantat)
Sprachentwicklungsverzögerungen/-störungen
Die Sprachentwicklung beginnt ab der Geburt. Sprachmelodie, Sprachverständnis, Sprachproduktion erster Wörter, dann kleiner Sätze sind Bausteine der sprachlichen Entwicklung.
Im Rahmen der Sprachdiagnostik werden die Bereiche Sprachverständnis, Aussprache, Wortschatz, Grammatik, auditive Merkspanne ggf. Näseln, Stottern/ Poltern untersucht. Die Testung ist obligat mit der Überprüfung des Gehörs. Sollte eine Hörstörung vorliegen, wird diese zuerst behandelt.
Als Therapeutische Möglichkeiten bieten sich eine logopädische Behandlung oder bei sehr jungen Kindern mit einem guten Sprachverständnis ein Elternkurs zur Stärkung des sprachförderlichen Verhaltens im Alltag an.
Störungen der auditiven Verarbeitung und Wahrnehmung
Auch wenn ein Kind auf beiden Ohren gut hört, kann es Probleme bei der Wahrnehmung oder Verarbeitung von Gehörtem haben.
Voraussetzung für eine Diagnostik der AVWS (Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung) ist eine Normalhörigkeit, eine mindestens durchschnittliche Intelligenz. Aufgrund der Schnittstellen zu Aufmerksamkeitsstörungen, Lese-, Rechtschreibstörungen kann eine Diagnostik in anderen Fachbereichen sinnvoll sein.
Eine Untersuchung der Hörverarbeitung und Wahrnehmung ist ab dem 5. Lebensjahr sinnvoll, damit das Kind die durchzuführenden Hörtests und Sprachtests erfassen kann.
Eventuelle Ursachen für eine AVWS können eine verlangsamte oder gestörte Verarbeitung und Wahrnehmung von Geräuschen und von Sprache sein, das mit einer genetische Veranlagung zusammenhängen kann.
Therapeutische Möglichkeiten gibt es in Form eines Trainings der auditiven Wahrnehmung (z.B. logopädische Behandlung) und/ oder Verbesserung der akustischen Bedingungen in der Schule.